40ig Jahre fabriggli

– was für eine Geschichte!

Am 9. Februar 2020 feierte das Werdenberger Kleintheater fabriggli seinen 40. Geburtstag, zusammen mit zahlreichen früheren und heutigen Mitgliedern des Teams, Helferinnen und Helfern vor und hinter den Kulissen, Sponsoren und Behördenmitgliedern. Auf witzige und abwechslungsreiche Weise vermittelten die Präsidentin Kathrin Schertler und die Co-Theaterleiterinnen Claudia Novotny und Svetlana Pavlova Einblicke in die 40jährige fabriggli-Geschichte, ergänzt mit Anekdoten, Erinnerungen und Grussbotschaften einzelner Anwesender. Hier die Ausführungen von Kathrin Schertler, Claudia Novotny und Svetlana Pavlova.

 

Für manch einen Lacher sorgten die durchwegs höchst originell gestalteten Videobotschaften, welche einige der bereits im fabriggli aufgetretenen Künstler und Künstlerinnen aus Anlass des 40jährigen Jubiläums zugeschickt hatten. Hier eine kleine Auswahl: die Videos von Marc Sway, Ursus und Nadeschkin sowie von Emil, dem fabriggli-Götti. Natürlich durfte an diesem Anlass auch der obligate Geburtstagskuchen nicht fehlen, nebst weiteren Köstlichkeiten aus der fabriggli-Küche.

 

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Am folgenden Wochenende wurde dann ausgiebig weitergefeiert, mit drei öffentlichen Anlässen: Am 14. Februar wurde zum Satiregipfel eingeladen, an dem Renato Kaiser, Kirsten Fuchs und Markus Koschuh kabarettistische Leckerbissen zum Besten gaben.

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Am 15. Februar gab das Saint City Orchestra & The Led Farmers eine Irish Rock-Party.

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Und am 16. Februar wurde für Kinder ab fünf Jahren «Hahaha», eine clowneske Stunde, gespielt. Auch an diesen drei Anlässen wurde das Publikum aus der fabriggli-Küche kulinarisch verwöhnt.

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Während der ganzen Geburtstagsfeierlichkeiten konnte man eine Collage mit Plakaten quer durch alle 40 fabriggli-Jahre bestaunen und sich einen kleinen Einblick in die riesige Vielfalt der rund 4000 Anlässe verschaffen, die im Laufe dieser 40 Jahre über die fabriggli-Bühne gegangen waren.

 

Ein kurzer Rückblick

Zwei Jahre lang könnten sie das ehemalige Fabrikgebäude an der Schulhausstrasse 12 in Buchs als Kulturbetrieb nutzen, dann werde es abgerissen – dies der Bescheid des Buchser Schulrates, des damaligen Gebäudebesitzers, an jene Handvoll Buchser Lehrkräfte, die es sich im Sommer 1978 in den Kopf gesetzt hatten, in Buchs ein richtiges kleines Theater aufzubauen. Besser zwei Jahre als gar nichts, dachte man sich und machte sich sogleich ans Werk: Weitere Unterstützung suchen, Geld beschaffen, einen Verein gründen, einen Vereinsvorstand bilden, sich mit ähnlichen Institutionen vernetzen, Programmideen entwickeln. Im Sommer und Herbst 1979 wurde die Fabrik ins fabriggli umgebaut, mithilfe zahlreicher Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler, mit einem Budget von gerade mal 20‘000 Franken. Am 9. Februar 1980 wurde das fabriggli im Beisein von Theatergötti Emil Steinberger eröffnet und gleich vom ersten Tag an lief der Theaterbetrieb so erfolgreich, dass zwei Jahre später niemand mehr etwas vom Abbruch des Gebäudes wissen wollte. Im Gegenteil: Das fabriggli hatte sich zu einer richtigen Institution entwickelt, die man sich aus dem lokalen, aber auch regionalen Kulturleben nicht mehr wegzudenken vermochte. Schon damals bildeten – nebst zahllosen Einzelanlässen aus den Sparten Theater, Musik, Kinderprogramm und Ausstellungendas fabriggli-fescht und die Eigenproduktionen die jährlichen Höhepunkte des Programms. Dass es das fabriggli in seinen Anfängen bis in die Fichen des Bundesarchivs schaffte, mag man aus heutiger Sicht fast nicht mehr glauben. Aber offensichtlich genügte zu jener Zeit schon der eine oder andere kritische Anlass, um die Aufmerksamkeit der zuständigen Behörden zu wecken und in einem solchen Kulturbetrieb gar die Gefährdung der bestehenden Gesellschaftsordnung zu wittern. Hier, als ein Stück Zeitgeschichte, der Auszug aus den Bundesfichen, wo das fabriggli seinen Platz gefunden hat.

 

1992 übernahmen Hedy Sutter und Peter Eggenberger gemeinsam die Leitung des fabriggli, ihnen stand ab 2005 Kathrin Schertler als Vereinspräsidentin zur Seite. All die Jahre wirkten zwischen 40 und 50 hauptsächlich ehrenamtlich Tätige hinter den fabriggli-Kulissen für ein erfolgreiches Funktionieren des Theaterbetriebs mit: als Technikerinnen und Techniker, Umbauhilfen, im Hausdienst, in der Küche und im Beizli, als Reinigungskräfte, in den Ressorts Grafik, Werbung und Finanzen. Von allem Anfang an war die Programmgestaltung in einzelne Ressorts aufgeteilt: Theater, Musik, Kinderprogramm, Ausstellungen, Vermietungen, Spezialanlässe. Für jedes Ressort sind eine bis zwei Personen zuständig, welche das jeweilige Programm in ihrer Sparte weitgehend frei gestalten. Eine Struktur, die sich sehr bewährt hat und bis heute beibehalten worden ist. Nebst der jährlichen Eigenproduktion kamen im Laufe der Zeit als weitere feste Bestandteile des Jahresprogramms der fabriggli-Silvester und das Kerzenziehen dazu, die sich im Zweijahresturnus gegenseitig abwechseln. Ebenfalls neu sind die Theatergruppen für Kinder und Jugendliche, die im Laufe der vergangenen Jahre nach und nach aufgebaut wurden, so dass heute von den fünfjährigen Kindern über die Jugendlichen bis zu den Erwachsenen für jede Altersgruppe die Gelegenheit zum aktiven, selbsttätigen Theatererlebnis besteht.

 

Einen ganz besonderen Höhepunkt in der 40jährigen fabriggli-Geschichte bildet das Jahr 2001. In diesem Jahr nämlich wurde das fabriggli fast wieder zur Fabrik. Mit einem grosszügigen Anbau, der ein gediegenes Beizli, einen Mehrzweckraum für Proben, Vereinsanlässe, kulinarische Veranstaltungen, alle Arten von Anlässen mit kleinerem Programm sowie Technikräumlichkeiten umfasst, machte das fabriggli buchstäblich einen Quantensprung ins neue Jahrtausend. Zudem wurde im Hauptsaal eine Lüftung eingebaut und es wurden die beiden Säulen, die sich in der Mitte des Saales befunden hatten, entfernt, so dass der Raum nun viel flexibler genutzt werden kann. Nicht zu vergessen die grosszügige Künstlergarderobe, die in den Räumlichkeiten des ehemaligen Beizlis eingerichtet wurde. Seit der Wiedereröffnung des fabriggli 2001 ist der fabriggli-Theaterverein Besitzer des fabriggli-Gebäudes; für das Grundstück muss der Stadt Buchs ein jährlicher Baurechtszins erstattet werden.

 

2018 ist in der Geschichte des fabriggli das traurigste Jahr: Am 31. Oktober verstarb Hedy Sutter. Man kann wohl ohne zu übertreiben sagen, dass damit eine Ära zu Ende gegangen ist, hatte Hedy doch – zuerst zusammen mit Peter Eggenberger, ab 2012 dann alleine – während 26 Jahren das fabriggli geleitet, nachdem sie bereits zuvor während Jahren im Kinderprogramm aktiv gewesen war. Hedy war auch zuständig für das Sekretariat, die Finanzen, sämtliche Vermietungen, die Jugendkonzerte der Gruppe Poggcorner und die Hälfte aller Theateranlässe. Auch die Koordination des Silvesters und des Kerzenziehens lag in ihren Händen, ebenso die Produktionsleitung der jährlichen fabriggli-Eigenproduktion.

 

Das fabriggli wurde mehrfach für seine kulturellen Verdienste ausgezeichnet: 1982 mit einem Anerkennungspreis der Arbeitsgemeinschaft Rheintal-Werdenberg, 2001 mit dem Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung, 2004 mit dem Buchser Kulturpreis und 2007 noch einmal mit dem Buchser Kulturpreis, dieses Mal für die Gruppe Poggcorner.

 

Voller Zuversicht und Tatendrang schaut das fabriggli in die Zukunft, dies um so mehr, als in schwierigen Zeiten kreatives Schaffen, geselliges Zusammensein, Idealismus, Begegnung mit anderen Kulturen, gute Unterhaltung und Ablenkung von den Sorgen des Alltags noch bedeutungsvoller sein werden als je zuvor. 

 

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